Neubau

Ein langer Flur mit lauter Klassenräumen? Schülerinnen und Schüler lernen am besten im Gleichschritt im Frontalunterricht mit dem Blick zur Tafel? So sieht das klassische Schulgebäude aus! Wir halten diese Unterrichtsformen und Räume für nicht mehr zeitgemäß.

Video: Morten Naß | Julius Heisig | Piet Müller

Mit dem großen Erweiterungsbau, der uns seit Ende Herbst 2020 zur Verfügung steht, gehen wir andere Wege. Wir wollen die Lernenden fit für die Zukunft machen. Gefragt sind individuelles Lernen und Selbstständigkeit, bei dem jeder Einzelne mit seinen Fähigkeiten, Interessen und seinem eigenen Lerntempo berücksichtigt und gefördert wird. Dies soll in dem neuen Schulhaus in ganz besonderem Maße ermöglicht werden.

Neben Klassenräumen gibt es kleinere Differenzierungsräume und -bereiche, in denen Schülerinnen und Schüler individuell oder in Kleingruppen lernen können. Für die Oberstufe ist statt der traditionellen Raumgestaltung eine offene Lernlandschaft mit ganz unterschiedlichen Zonen vorgesehen. Darunter ein Selbstlernzentrum mit Einzelarbeitsplätzen zur Stillarbeit oder eine Lesegalerie mit Einzel- und Gruppenarbeitsplätzen. Zudem gibt es Bereiche, in denen ein gesamter Kurs bzw. eine gesamte Klasse zusammenkommen kann, ebenso wie ein Auditorium, das einem Hörsaal gleicht. Zwischen den einzelnen Bereichen gibt es Nischen, in die sich einzelne Schülerinnen und Schüler zurückziehen können. Wir sind eine Schule mit einem wunderbaren Blick in das Niendorfer Gehege, deswegen gibt es auch ruhige Lernbereiche auf dem Außengelände, die spontan genutzt werden können.

Das Gebäude besteht aus zwei Teilen. In dem einen Flügel sollen die Klassen 7 bis 9 untergebracht werden, in dem anderen die Jahrgänge 10 bis 12. Für die 7. Klassen sind noch feste Klassenräume vorgesehen, zwischen denen sich kleine Differenzierungsräume befinden, in denen einzelne Schülerinnen und Schüler besonders gefördert werden können.

In den Jahrgängen 8 und 9 wird das Konzept langsam geöffnet. Jetzt gibt es keine festen Klassenräume mehr, sondern vier Unterrichtsräume, die sich die fünf Parallelklassen teilen. Dies ist möglich, da sich ja immer einige Klassen in Fachräumen aufhalten. Der dadurch gewonnene fünfte Raum wird jahrgangsübergreifend als Differenzierungsfläche genutzt. Damit steht noch mehr Raum für das individuelle Lernen oder zum Beispiel für Projektarbeit zur Verfügung.

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Mit dem Übertritt in die 10. Klasse wechseln unsere Schülerinnen und Schüler in den anderen Gebäudeteil und werden fortan in einer offenen Lernlandschaft unterrichtet. Jetzt gibt es keine festen Räume mehr mit verschließbaren Türen, sondern verschiedene Bereiche, die ein freieres Arbeiten je nach Arbeitsform (Einzel- Kleingruppen oder Großgruppenarbeit) flexibel je nach Unterrichtssituation ermöglichen. Die Lernenden können in den Bereichen zügig die Arbeitsform wechseln. Die Bereiche sind funktionell zoniert, gehen aber ineinander über. Schallschutzmaßnahmen sorgen für eine ruhige Akustik. Die Großgruppenbereiche sind so gestaltet, dass sie sowohl Raum bieten für Unterricht mit einer gesamten Lerngruppe im Klassen- bzw. Kursverband als auch für das Arbeiten in Kleingruppen. Sie orientieren sich räumlich an Seminar- bzw. Besprechungsräumen und sind mit interaktiven Tafeln (Smart Boards) ausgestattet.

Die weitere technische und mediale Ausstattung des Neubaus wird zeitgemäß erfolgen. Es gibt eine Ausleihstation für technische Endgeräte (z.B. Laptop, Tablet-PCs) und ein flächendeckendes WLAN-Netz. Digitale Medien stellen in unserem Konzept eine sinnvolle Erweiterung des Lernens dar, die das klassische Schulbuch ergänzen können. Das neue Gebäude hat auch in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz mit guter Wärmeisolierung und Photovoltaikanlage Vorbildcharakter.

Die Lernlandschaft bietet viele Möglichkeiten und erlaubt eine flexible Nutzung. Dabei stehen individuelles und selbstgesteuertes Lernen im Vordergrund.

Auf der Seite der Architekten des Neubaus, Heider Zeichardt, finden sich weitere Fotos zur Außen- und Innenansicht.

Auch im sogenannten Starterhaus, der für die Klassen 5 + 6 vorgesehen ist, befindet sich ein Raum, der neben den Differenzierungsräumen, die an die Klassenräume angrenzen, eine weitere Möglichkeit der Binnendifferenzierung bietet. Das Prinzip der Multifunktionalität wurde hier übernommen. Am Vormittag dient dieser Raum sowohl als Unterrichtsraum als auch als Selbstlernzentrum in den selbstständigen Lernphasen (Dalton-Zeiten). Zudem ist eine kleine Schülerbibliothek eingezogen, in der in den Pausen gelesen werden kann. Gemütliche Sitzmöbel laden zum Verweilen und zu einer stillen Pause ein. Am Nachmittag wird dieser Raum für die Hausaufgabenbetreuung im Ganztag genutzt.

Artikel zum Download aus Hamburg Macht Schule, Ausgabe 02/2025