"Wenn jemand sagt, das geht nicht, frage ihn, warum er nicht will." (Martin Wüller, Schulleiter des Dalton-Gymnasium Alsdorf)
Mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres 2024/2025 werden wir Selbstlernzeiten einführen und damit zur ersten Dalton-Schule in Hamburg werden.
In dem "Dalton-Konzept" wird die Unterrichtszeit umverteilt: Aus 90-Minuten-Stunden werden 60 Minuten Unterrichtszeit und 30 Minuten Selbstlernzeit ("Daltonzeit"). Auf diese Weise entstehen je nach Wochenstundenzahl 7-8 Selbstlernstunden. Für diese Selbstlernzeiten schreiben wir für jedes Fach Lernpläne für unsere Schülerinnen und Schüler. Ein- bis zweimal pro Tag können die Schülerinnen und Schüler dann selbst entscheiden, woran sie arbeiten möchten, wo sie lernen und mit wem sie dies tun. In den verschiedenen Räumen stehen die Lehrkräfte als Lernberater zur Verfügung. Es wird Räume geben, in denen still gearbeitet wird, aber auch Aktionsräume, in denen beispielsweise Theaterproben und Sprechübungen für die Fremdsprachen stattfinden können. Dokumentiert wird die Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler durch Stempel in ihrem "Gymbo-Planer", der zurzeit von unserem Change Team erstellt wird.
Mit diesem Konzept, das optimal auf die Anforderungen in der Universität und im Berufsleben vorbereitet, hat das Gymnasium Alsdorf (bei Aachen, in NRW) bereits vor über zehn Jahren den Deutschen Schulpreis gewonnen. Da es für uns alle aber neu ist, werden wir unsere Schülerinnen und Schüler insbesondere am Anfang intensiv auf ihrem Weg begleiten und unterstützen. Beispielsweise werden die 5. und 6. Klassen ihre Lernzeiten zunächst ausschließlich in ihrem Starter-Haus (Kreuzbau) haben und dort nur Lehrkräfte vorfinden, die in der Klasse oder zumindest in der Klassenstufe unterrichten. Eine Idee besteht auch darin, eine Art Empfangstresen einzurichten, an dem Fragen gestellt und Lösungen für akute Schwierigkeiten gefunden werden können. Am Anfang wird es sicherlich sehr wuselig werden, aber vielleicht besteht gerade darin eine Chance, ein noch freundlicheres Klima des Miteinander-Lernens in unserer Schule zu etablieren.
Mit der Einführung des Dalton-Konzeptes erreicht unser Schulentwicklungsprozess einen neuen Höhepunkt. An der Idee, Selbstlernzeiten einzuführen, arbeiten wir seit mehreren Jahren. Das Konzept bietet einen organisatorischen Rahmen, in dem die Schwerpunkte unserer Unterrichtsentwicklung der letzten Jahre miteinander verzahnt werden können: Medienkompetenz, digitale Kompetenzen (Einsatz digitaler Medien im Unterricht), selbstständiges Lernen, Lernbegleitung, Nachhaltigkeit (BNE: Bildung für Nachhaltige Entwicklung), vorbildliche Berufs- und Studienorientierung, Begabtenförderung.
Eine der größten Herausforderungen vor der Schulen heute stehen ist die immer größer werdende Heterogenität der Lerngruppen. Bestehende Unterschiede im kulturellen Hintergrund, im Alter und Geschlecht, im Vorwissen und im Bereich der individuellen Interessen wirken sich auf Lernvoraussetzungen, Entwicklungsmöglichkeiten, Leistungsfähigkeit, Leistungserwartungen, Lernstrategien sowie den individuellen Förderbedarf der Schülerinnen und Schüler aus.
Individualisierende Lehr- und Lernkonzepte sind eine entscheidende Antwort auf diese zunehmende Heterogenität in den Klassen. Im Zentrum des Unterrichts wird zukünftig verstärkt das Entwickeln von Kompetenzen stehen. Über die selbstständige Auseinandersetzung mit Sachinhalten und komplexen Aufgabenstellungen eignen sich die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse, Fähigkeiten sowie Einstellungen und Haltungen an, um in immer neuen Situationen erfolgreich handeln zu können. In diesem Kontext verändert sich nahezu zwangsläufig die Rolle der Lehrpersonen. Die Lehrkräfte organisieren den Lernprozess und damit den individuellen Lernzuwachs der einzelnen Schülerinnen und Schüler, sie entwickeln sich zunehmend vom Wissensvermittler zum Lernberater.
Viele unserer seit Jahren bewährten Konzepte gehen bereits in diese Richtung. Individualisiertes Lernen findet in der musikalischen Förderung, in den MINT-Fächern, im naturwissenschaftlichen Praktikum sowie in den vielfältigen Wettbewerbsbeiträgen unserer Schule statt. Sowohl das EVAT-Projekt (Entdecken, Verstehen, Anwenden, Transferieren) als auch das Konzept des „Lernens durch Lehren“ sowie die Einrichtung und Weiterentwicklung der Lernateliers bieten darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten des selbstorganisierten und kompetenzorientierten Lernens.
In unseren Lernateliers stehen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch in Jahrgang 7 jeweils 60 Minuten pro Woche für das eigenständige Lernen zur Verfügung. Hier arbeiten die Schülerinnen und Schüler nach individuellen Lernplänen selbstorganisiert. Die Aufgaben werden in Form von „Grundbausteinen“, die für alle verpflichtend sind, und „Sternbausteinen“, die für besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler gestaltet sind, organisiert.
Unsere Bemühungen, Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern, werden von der Überzeugung getragen, dass ein Förderkonzept sowohl unterrichtsexterne (Förderung von Teilleistungsschwächen, Enrichment und Drehtürmodell als Möglichkeiten der Begabtenförderung) als auch unterrichtsinterne Lösungen bereitstellen muss, in denen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der regulären Unterrichtsstunden passgenau gefördert werden können.
Ein wichtiges Ziel sehen wir darin, unsere Aktivitäten im Bereich der Lernbegleitung weiter auszubauen. Zukünftig werden wir versuchen, den Schülerinnen und Schülern neben Angeboten der Berufsorientierung auch Möglichkeiten einer individuellen Lernberatung und eines professionellen Lerncoachings anzubieten.
Einen zentralen Baustein des Qualitätsmanagements und damit auch eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen von Schulentwicklungsprojekten stellt für uns gerade im Bereich der Fördermaßnahmen eine etablierte Feedbackkultur dar, mit der die vollzogenen Entwicklungsschritte permanent hinterfragt, überprüft und effektiviert werden können.
In den nächsten Jahren wird der Fokus unserer Schulentwicklung weiterhin schwerpunktmäßig auf die räumliche und pädagogische Ausgestaltung unseres Neubaus gerichtet sein. Wir arbeiten daran, unser Selbstlernzentrum und die Lernlandschaften weiter auszugestalten und die Räume als „dritten Pädagogen“ zu nutzen, um komplexe Lernsituationen zu arrangieren, die ein permanentes Wechselspiel verschiedener Lernphasen der Instruktion, Erarbeitung, Präsentation und Reflexion der Arbeitsergebnisse ermöglichen und damit ein eigenverantwortliches, individualisiertes und kompetenzorientiertes Lernen aller Schülerinnen und Schüler organisieren.
Um bereits die Schülerinnen und Schüler unserer neuen 5. Klassen mit diesem Vorhaben vertraut zu machen und sie auf das selbstständige und eigenverantwortliche Lernen vorzubereiten, werden wir auch in diesem Schuljahr die Umgestaltung unseres Kreuzbaus zu einem Starter-Haus der 5. und 6. Klassen fortsetzen.
Im "Dalton-Konzept" sehen wir die Möglichkeit, diese Entwicklungen zu bündeln und konsequent weiterzuführen.
Zur Information der Schulgemeinschaft führen wir weiterhin regelmäßig Informationsveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte durch.
Als digitales Informationsportal steht eine Taskcard zur Verfügung.
(letzte Aktualisierung: 14.09.2024)