Ein langer Flur mit lauter Klassenräumen? Schülerinnen und Schüler lernen am besten im Gleichschritt im Frontalunterricht mit dem Blick zur Tafel? So sieht das klassische Schulgebäude aus! Wir halten diese Unterrichtsformen und Räume für nicht mehr zeitgemäß.
Video: Morten Naß | Julius Heisig | Piet Müller
Mit dem großen Erweiterungsbau, der uns seit dem Herbst 2020 zur Verfügung steht, gehen wir andere Wege. Wir wollen die Lernenden fit für die Zukunft machen. Gefragt sind individuelles Lernen und Selbstständigkeit, bei dem jeder Einzelne mit seinen Fähigkeiten, Interessen und seinem eigenen Lerntempo berücksichtigt und gefördert wird. Dies soll in dem neuen Schulhaus in ganz besonderem Maße ermöglicht werden.
Neben Klassenräumen wird es kleinere Differenzierungsräume und -bereiche geben, in denen Schülerinnen und Schüler individuell oder in Kleingruppen lernen können. Für die Oberstufe ist statt der traditionellen Raumgestaltung eine offene Lernlandschaft mit ganz unterschiedlichen Zonen vorgesehen. Darunter ein Selbstlernzentrum mit Einzelarbeitsplätzen zur Stillarbeit oder eine Lesegalerie mit Einzel- und Gruppenarbeitsplätzen. Auch Bereiche, in denen ein gesamter Kurs bzw. eine gesamte Klasse zusammenkommen kann, sind geplant, ebenso wie ein Auditorium, das einem Hörsaal gleicht. Zwischen den einzelnen Bereichen gibt es Nischen, in die sich einzelne Schüler zurückziehen können. Wir sind eine Schule mit einem wunderbaren Blick in das Niendorfer Gehege, deswegen wird es auch ruhige Lernberiche auf dem Außengelände geben, die spontan genutzt werden können.
In den Sommerferien 2018 soll mit dem Abriss des G-Traktes begonnen werden. Auch der Pavillon wird verschwinden. Neu gebaut wird hier ein großes Schulgebäude mit Unterrichtsräumen für die Klassen 7 bis 12. Das Gebäude besteht aus zwei Teilen. In dem einen Flügel sollen die Klassen 7 bis 9 untergebracht werden, in dem anderen die Jahrgänge 10 bis 12. Für die 7. Klassen sind noch feste Klassenräume vorgesehen, zwischen denen sich kleine Differenzierungsräume befinden, in denen einzelne Schülerinnen und Schüler besonders gefördert werden können.
In den Jahrgängen 8 und 9 wird das Konzept langsam geöffnet. Jetzt gibt es keine festen Klassenräume mehr, sondern vier Unterrichtsräume, die sich die fünf Parallelklassen teilen. Dies ist möglich, da sich ja immer einige Klassen in Fachräumen aufhalten. Der dadurch gewonnene fünfte Raum wird jahrgangsübergreifend als Differenzierungsfläche genutzt. Damit steht noch mehr Raum für das individuelle Lernen oder zum Beispiel für Projektarbeit zur Verfügung.
Mit dem Übertritt in die 10. Klasse wechseln unsere Schülerinnen und Schüler in den anderen Gebäudeteil und werden fortan in einer offenen Lernlandschaft unterrichtet. Jetzt gibt es keine festen Räume mehr mit verschließbaren Türen, sondern verschiedene Bereiche, die ein freieres Arbeiten je nach Arbeitsform (Einzel- Kleingruppen oder Großgruppenarbeit) flexibel je nach Unterrichtssituation ermöglichen. Die Lernenden können in den Bereichen zügig die Arbeitsform wechseln. Die Bereiche sind funktionell zoniert, gehen aber ineinander über und besten durch Schallschutzmaßnahmen eine ruhige Akustik. Die Großgruppenbereiche sind so gestaltet, dass sie sowohl Raum bieten für Unterricht mit einer gesamten Lerngruppe im Klassen- bzw. Kursverband als auch für das Arbeiten in Kleingruppen. Sie orientieren sich räumlich an Seminar- bzw. Besprechungsräumen und erhalten interaktive Tafeln (Smart Boards).
Die weitere technische und mediale Ausstattung des Neubaus wird zeitgemäß erfolgen. Es wird eine Ausleihstation für technische Endgeräte (z.B. Laptop, Tablet-PCs) und ein flächendeckendes WLAN-Netz geben. Digitale Medien stellen in unserem Konzept eine sinnvolle Erweiterung des Lernens dar, die das klassische Schulbuch ergänzen können. Das neue Gebäude wird auch in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz mit gute Wärmeisolierung und Photovoltaikanlage Vorbildcharakter haben.
In den Kernfächern könnte der Unterricht etwa so aussehen: Im Auditorium versammelt sich der gesamte Jahrgang und erhält einen Input zum behandelten Thema. Anschließend wird einzeln oder in Kleingruppen an anderen Orten der Lernlandschaft weitergearbeitet. Denkbar ist auch, dass Schülerinnen und Schüler in bestimmten Zeiten nicht in ihren Kursen zusammenkommen, sondern sich nach Interesse oder nach Bedarf für wiederholendes Üben zusammenfinden. Die Lernlandschaft bietet viele Möglichkeiten und erlaubt eine flexible Nutzung. Dabei werden individuelles und selbstgesteuertes Lernen stets im Vordergrund stehen.
Die auf dieser Seite abgebildeten Pläne zur Umsetzung dieses Konzepts stammen von dem Hamburger Architektenbüro Heider Zeichardt.